Raus aus berlin

Ich stehe auf, Zähne putzen, dann ins Büro
Der Wecker klingelt um sechs. Ich öffne die Augen. Es ist früh. Die Leute sagen, man gewöhnt sich an das frühe Aufstehen. Das muss man in Kauf nehmen. Die Sonne steht schon am Himmel. Sie musste noch früher raus. Das Licht liegt auf meinem Gesicht, doch es wärmt mich nicht. Ich bin nicht ausgeschlafen, so viel steht mal fest. Aber ich stehe auf. Man hat nun mal Pflichten im Leben. Der Alltag ruft. Mit jedem Tag höre ich ihn lauter, seine Stimme wird klarer, sie ist so durchdringend und scharf, dass ich sie schon am Vorabend höre, beim Feierabendbier, beim Fernsehen. Vielleicht sollte ich es einmal mit Oropax versuchen. Ich stehe auf, gehe ins Badezimmer. Mein Körper führt den täglichen Ablauf von selbst aus, jahreslanges Training, und ich kann mich schon einmal auf die Aufgaben konzentrieren, die vor mir liegen. Ich habe mir in meinem Kopf einen Kalender eingerichtet, so ähnlich wie der im Palm Pilot. 7:30 Büro. Unterhaltung mit der Sekretärin, freundliches Lächeln, hat sie noch mehr abgenommen? 7:35 Nochmal Präsentation durchgehen, hab ich gestern Abend schon gemacht, aber es kann nicht schaden. 7:45 Michi kommt in mein Büro, ein paar schlüpfrige Witze, er erzählt von seinen Abenteuern am Wochenende. Wir lachen. 7:50 Michi klopft mir auf die Schulter, verlässt das Büro. 8:00 Chef kommt rein. Er fragt, ob die Präsentation fertig ist. Ich zeige ihm die Zettel, strahle Selbstvertrauen aus, so wie wir es in dem Motivationsseminar gelernt haben. Er schaut kritisch. Das ist ein wichtiger Termin, sagt er. 8:05 Ich schaue aus dem Fenster und habe schon jetzt keine Lust mehr. Ich denke an mein Geld. Davon kann ich schön in den Urlaub fahren. Mit wem soll ich fahren? Frank und Gabi? Jens und Maja? Vielleicht mit meinen Eltern? 8:10 Die Sekretärin bringt den Kaffee. Ich mag keinen Kaffee, aber ich habe mich daran gewöhnt. Alle trinken Kaffee. 8:15 Ich lese die neuesten Wirtschaftsdaten im Internet. Übernahme, Aktien steigen, Aktien fallen, sind meine auch dabei?, Gewerkschaft droht mit Streiks, Quartalszahlen präsentiert, wir müssen Mitarbeiter entlassen. 8:45 Ich schaue aus dem Fenster. 8:55 Die Kunden kommen. Ich begrüße sie. Sie lächeln, ich lächle. Der eine hat einen laschen Handdruck. Sein Deo versagt und es ist noch vor 9:00 Uhr. 9:00 Chef kommt dazu. Die Präsentation beginnt. Mein Körper ist mit seinen morgendlichen Aufgaben durch. Pinkeln, Duschen, Rasieren. Alles reibungslos gelaufen. Jetzt anziehen, die Hemden müssen mal wieder in die Reinigung. Ich nehm das gestreifte. Und welchen Schlips? Vielleicht den mit den nackten Frauen. Geschenk von Michi. Das würde bei der Präsentation vielleicht gut ankommen. Ich nehme den blauen. In die Küche, Toastbrot mit Nutella und kalter Kakao. Wenigstens ein Highlight am Tag. Ich hole die Zeitung, sie liegt vor meiner Tür. Irgendein armes Schwein musste noch früher raus als ich, als ich und die Sonne. Auf der ersten Seite das Bild einer toten Ente. Vogelgrippe in der Stadt. Meine Mutter wird mich heute Abend anrufen und fragen, ob ich nicht doch Tamiflu besorgen will. Geh doch zu deinem Arzt, Junge. Damit ist nicht zu spaßen. Die Sonne scheint durch die Scheibe, sie ist gelb und warm. Jetzt ist sie warm. Heute wird ein schöner Tag. Ich blättere die Zeitung durch, schaue mir die Bilder an. Angelina Jolie in Berlin, auch Lesben stehen auf sie. Katze aus Baumkrone gerettet. Die Besitzerin strahlt, sie hat keine Zähne mehr. Ich lese mein Horoskop. Astro-Tip: Lust auf Neues. Der Mond aktiviert Ihr Kommunikationshaus. Neugier bringt Sie einem Ziel näher. Ich wusste nicht, dass ich überhaupt ein Kommunikationshaus besitze. Vielleicht irgendwo am See oder im Grünen. Geld: Unter Neptun lassen Sie sich heute schnell was aufschwatzen. Liebe: Überraschen Sie Ihren Schatz mit einem romantischen Ausflug. Ich schaue hinüber zum Wellensittich. Ob der sich über einen romantischen Ausflug freuen würde? Ich schlage die Zeitung zu und schließe die Augen. Sofort deckt die Müdigkeit ihre warme Decke über mich. Daunen. Dazwischen ist ein Strudel aus Zahlen, Gewinnmargen, das Gesicht meines Chefs. Das ist ein wichtiger Termin, sagt er. Ich öffne die Augen wieder. Da ist meine Küche, mein weißer Tisch, der Vogel im Käfig. Er schaut mich nicht an. Er schaut mich nie an. Vielleicht sollte ich ihn durch einen Plastikvogel ersetzen. Der frisst nicht so viel. Und Oma Ilse würde es überhaupt nicht merken. Im Altenheim sind keine Vögel erlaubt. Ich stehe auf, räume die Teller ab und packe meine Tasche. Hier läuft der Körper wieder auf Autopilot. Zähne putzen, Handy in die Tasche, Licht aus, Schlüssel nicht vergessen. Ich gehe durch das Treppenhaus, es ist lange nicht gewischt worden, der Hausmeister ist noch in seiner Kur. Es riecht wie im Puff und die warme Luft des gestrigen Tages steht noch zwischen den gewellten Tapeten. Tapeten im Treppenhaus. Entzückend. Ich trete vor die Tür, gehe die Straße entlang. Auch hier steht die Luft, seit Tagen gab es keinen frischen Wind in den Straßen. Ich habe wieder diese Vision: Schweißflecken ab 10:00. Und mein Deo versagt ab 12:00. Der Schweißgeruch vermischt sich mit dem Bratfett aus der Kantine. Ich reiße das Fenster auf, ignoriere den Straßenlärm und die Abgase. Doch die Luft steht draußen. Die Leute begegnen mir auf der Straße, doch ich sehe sie nicht. Meine Gedanken sind wieder bei der Präsentation. Ich lege mir Worte zurecht, versuche, einen witzigen Spruch mit einzubauen. Doch mir fällt keiner ein. Unternehmenswachstum und Witze passen nicht zusammen. Zumindest nicht in diesen Zeiten. Die Zeiten sind schlecht. Wir werden immer kranker und immer älter. Wer soll das bezahlen? Ich frage dich, wer soll das bezahlen? Ich sehe das Gesicht meines Vaters vor mir. Sei froh, dass du einen Job gefunden hast. Eine vernünftige Arbeit. Der Sohn vom Lüders, der sucht immer noch. Wie lange ist der schon arbeitslos? Emma, wie lange ist der Sohn vom Lüders schon ohne Anstellung? Ich stelle mich neben die Laterne und warte. Ich merke, wie der Stoff an meinen Achseln feucht werden will. Ich hab keine Lust, das Jackett auszuziehen. Ich muss mich entscheiden zwischen Achselschweiß und Anstrengung. Neben meinem Fuß klebt der Hundehaufen auf dem Bürgersteig. Ich rieche ihn bevor ich ihn sehe. Mein Kopf schaut zur Seite, dort stehen Menschen. Auch sie warten auf den Bus, wollen zur Arbeit. Es ist ein schöner Tag zum Arbeiten heute. Da ist die alte Frau mit der Dauerwelle. Ihr Parfüm und der Duft des Hundehaufens ergeben eine explosive Mischung. Der Mann mit der hohen Stirn steht daneben. Er schaut auf seine Füße. Er wohnt bei mir im Haus, auf seiner Tür steht Günther. Manchmal sehen wir uns auf der Treppe. Doch auch mit seinem Kommunikationshaus ist es nicht gut bestellt. Und die hübsche Rothaarige ist auch wieder hier. Sie trägt ein helles Kostüm, wendet ihr Gesicht Richtung Sonne und hat die Augen geschlossen. Jeden Morgen stehen wir zusammen hier. Ich weiß nichts von ihnen. Vielleicht würden wir uns gut verstehen. Vielleicht sollte ich sie einmal zu mir nach Hause einladen. Der Bus kommt, wir steigen ein und zeigen unsere Monatskarten. Im Bus ist es noch kühl. Ich setze mich ans Fenster und schließe unwillkürlich die Augen. Ich bin erschöpft. Der Morgen hat kaum begonnen und schon fühle ich mich, als hätte ich einen 12-Stunden-Tag hinter mir, als könnte ich mich unmöglich auch nur für weitere zehn Minuten konzentrieren. Die Arbeit macht sich nun mal nicht von alleine. Heute müssen Sie etwas länger bleiben, das muss heute noch fertig werden. Seien Sie froh, dass Sie einen Job haben in diesen Zeiten. Der Bus hält, einmal, dreimal, fünfmal. Leute steigen ein, sie tragen eine Aktentasche und eine Krawatte. Auf keiner Krawatte sind nackte Frauen. Ich versuche, aus dem Fenster zu sehen. Mein Blick bleibt an dem braunen Staub kleben, der sich seit Jahrzehnten dort angesammelt hat. Werden Busse eigentlich jemals gewaschen. Hat jemand einmal eine Waschanlage für Busse gebaut, irgendwo weit hinten auf dem Firmengelände der BVG? Oder müssen die Praktikanten einmal in der Woche ran und mit Schlauch und Schwamm den Schmutz der Stadt herunterschrubben? Ich denke an meine Praktikantenstellen. So ganz ausgeschlossen ist das nicht. Wir können leider kein Gehalt bezahlen, die 500 Euro im Monat können wir uns leider nicht leisten. Aber anstrengen müssen Sie sich selbstverständlich schon, Sie wollen doch einen guten Eindruck machen, vielleicht können wir Sie ja vermitteln. Also, bearbeiten Sie doch bitte noch diese 500 Akten bis morgen. Ja natürlich, 10:00 Uhr reicht vollkommen Die Rothaarige steigt aus dem Bus. Ihr Gesicht ist offen und freundlich, sie hat jede Mengen Sommersprossen. Ihr Haar ist glatt und reflektiert die Sonnenstrahlen. Ich öffne meine Aktentasche und hole automatisch einige Zettel heraus, auch so ein Automatismus, den sich mein Körper angewöhnt hat. Ich lese einen Absatz, betrachte die Grafiken, die Zahlen kann ich auswendig. Alles stimmt, mach dir keine Sorgen. Aber es ist ein wichtiger Abschluss. Gestern nacht habe ich wachgelegen, in Gedanken die Maustaste geklickt, die nächste Grafik, einige Worte dazu, dann die nächste. Ein kleiner Witz zur Auflockerung wäre nicht schlecht. Ich muss einschlafen, sonst bin ich morgen zu erschöpft. Was mache ich am Wochenende? Filme ausleihen? Michi fragen? Eigentlich müsste ich noch etwas für die nächste Woche vorbereiten. Wann suchst du dir denn endlich ein nettes Mädchen, mein Junge? Du wirst auch nicht jünger. Das Gesicht meines Vaters ist vor mir. Wer soll das bezahlen? Ich frage dich, wer soll das bezahlen? Jetzt schwitze ich, der Achselschweiß hat das Hemd durchtränkt, breitet sich langsam auf dem dünnen Stoff aus. Dann das Gesicht meines Chefs. Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Das ist ein wichtiger Abschluss. Mein Atem geht schneller, kleine Schweißtropfen werden aus den Poren auf meiner Stirn herausgedrückt in die schwüle Luft. Der Bus hält. Wo sind wir? Muss ich hier raus? Ich springe auf, die Zettel zurück in die Tasche gedrückt. Der Knopf meines Jacketts verfängt sich zwischen den Sitzen, ich ziehe, komme nicht los. Der Bus steht schon zu lange, die Tür ist schon zu lange auf. Gleich wird sie sich schließen. Ich muss hier raus, die Präsentation, mein Chef, ich darf nicht enttäuschen, nicht ihn, nicht meine Eltern, muss eine Frau finden, muss es im Internet versuchen, für Ausgehen bleibt doch keine Zeit. Ich schwitze, mein Deo versagt heute schon vor 12:00 Uhr, die Tür, sie schließt sich, ich ziehe, das Jackett war teuer, meine Aktentasche fällt auf den besudelten Mittelgang, die Zettel verteilen sich über den Boden, zwischen Kaugummialtlasten und klebrigem Staub. Die Tür ist zu, ich merke, wie der Bus wieder anfahren will, ziehe so stark ich kann, der Knopf reißt von meinem Jackett, der Schwung treibt mich zu Boden, zwischen Zettel, Kaugummi und die alten Schuhe der Mitreisenden. Im Fallen öffne ich meinen Mund. Ohne nachzudenken kommen die Worte und sie sind lauter als ich es je für möglich gehalten hätte. "Halt", rufe ich. "Ich muss hier raus." Alle haben sie es gehört, schauen mich an, wie ich auf dem versifften Mittelgang liege, während der Knopf meines Jacketts über den Boden rollt und an einem Kaugummiberg hängen bleibt. Der Busfahrer tritt auf die Bremse, die Zeit scheint stillzustehen. Meine Nase ist dicht über dem schwarzen Bodenbelag, ich rieche das Aroma der großen Stadt. Es riecht nicht sehr gut. Langsam rappele ich mich wieder auf, sehe in die Gesichter der Leute, sie sehen mich an, doch sie zeigen keine Reaktion. In Berlin hat man so etwas alles schon gesehen. Ich suche die Zettel zusammen, die Türen öffnen sich wieder und jetzt kommt tatsächlich ein Hauch Frischluft zu mir herein. Ich komme auf die Beine und ohne mich noch einmal umzusehen, trete ich auf die Straße, die Türen schließen sich, der Knopf bleibt zurück. Um mich herum ist das Treiben der Stadt. Ein Fahrrad fährt an mir vorbei, verpasst mich nur um Millimeter, Beschimpfungen werden mir nachgerufen. Die Geräusche der Autos sind überall, dröhnen durch meinen Kopf, haben sich dort ihr eigenes Pflaster verlegt. Das Dröhnen trifft gegen die Hauswände und hallt zurück, so wie das Echo im Gebirge, nur schöner. Leute rennen an mir vorbei, wollen die U-Bahn erreichen, noch schnell zum Arzt vorm Büro oder ein Croissant hinunterwürgen, da muss man nicht kauen. Ich sehe in ihre Gesichter. Sie sehen nicht gut aus, verkniffen, erschöpft, ein wenig wie bei dem Zombiefilm, den ich letzte Woche gesehen habe. Ich muss aufpassen, dass sie mich nicht beißen. Ich sehe mich um. Ist das überhaupt meine Haltestelle? Kenne ich die Apotheke dort, mit dem roten Hirsch, der röhrt, als ginge es um sein Leben? Wo ist das U-Bahn-Schild, das mir den Weg weist hinein in den Untergrund? Bin ich zu früh ausgestiegen? Oder zu spät? Ich beginne, mich hektisch umzusehen. Die Zettel ragen kreuz und quer aus meiner Aktentasche heraus. Hier, mein Junge, damit du mal etwas Vernünftiges hast im Büro. Das ist gute Qualität. Echtes Leder. Fühl mal. Hier, fühl mal. Ich gehe an Geschäften vorbei. Ein Einkaufsmarkt, Obdachlose stehen davor, einer hat ein Bier in der Hand. Eine Videothek, noch geschlossen. Ein Weingeschäft. Der gute Riesling aus der Pfalz. Ein kleiner Junge auf einem Scooter rollt an mir vorbei. Er hat blondes Haar, kleine Locken im Nacken. Er trägt ein blaues T-Shirt, bewegt den Kopf hin und her. Ich sehe ihn nur von hinten, doch ich weiß, dass er lächelt. Er fährt durch die Leute hindurch mit traumwandlerischer Sicherheit, sein Shirt weht um seine schmale Gestalt. Ich sehe ihm so lange nach, bis er zwischen den Menschen verschwunden ist. Für einen Moment ist der gesamte Straßenlärm ausgeblendet, das Hupen der Autos, die Beschimpfungen der Radfahrer. Ich höre Kinderlachen, leise, wie aus weiter Ferne. Die Sonne geht jetzt auf über den Häusern auf der anderen Straßenseite, scheint warm gegen mein Gesicht, in meine Augen. Ich muss sie schließen, hellgelbe Sommerstrahlen klingen nach hinter meinen Lidern, das Leben ist plötzlich in meinen Ohren, in meinen Augen, in meinem Kopf. Ich drehe mich um, sehe die Straße entlang. Ich sehe Steine, Beton, Asphalt. Dort sind Autos, sie fahren, bremsen, geben Gas, an den Ampeln biegen sie ab in alle Richtungen. So weit ich sehen kann, gibt es nur Häuser und Glas, Ampeln, Blech und polternde Motoren. Dazwischen die Menschen wie Ameisen auf ihren Straßen, hintereinander weg. Sie sehen sich nicht an, sehen auf den Boden, auf die neuen Ampelmännchen, in ihre Zeitungen. In meinen Ohren ist das unaufhörliche Dröhnen der Stadt, der Autos, der Menschen, es wird mit jedem Moment lauter, will meine Gedanken Und dann beginne ich zu laufen. Meine Füße tragen mich voran, ich laufe vorbei an den Menschen, ihrer Anspannung und ihren Sorgen, an den Geschäften, den dürren Bäumchen und den unzähligen Hundehaufen. Die Ampel ist grün, ich laufe über die Straße, die Autos halten, grüne, blaue, rote. Meine Aktentasche halte ich fest in der Hand, die Zettel wehen in der stickigen Berliner Luft. Ich muss einem halbhohen, zottigen Hund ausweichen, Teenager versperren in Dreierreihe den Weg, ich schlängle mich links an ihnen vorbei. Ich passiere Fahrradständer, Kopfsteinpflaster und mehr Geschäfte, immer mehr. Da sind Kneipen, Second-Hand-Läden, Fleischereien. Knopfläden, Buchläden, ein Imbiss, die Leute essen Curry-Wurst. Die nächste Ampel, auch sie ist grün. Ich muss im Zickzack laufen, um die Menschen nicht umzurennen. Sie rufen mir etwas nach. Ich verstehe es nicht. Es geht unter im Dezibelbrei des Alltagmorgens. Mein Herz schlägt schneller, ich spüre die Schläge in meinem Hals, der Schweiß bildet sich nun in meinem Nacken, wo der Knoten der blauen Krawatte den Hemdkragen gegen die Haut presst, er bildet sich weiter auf meiner Stirn, ein Tropfen läuft herab, bleibt hängen im Gewirr der Augenbrauen. Schweiß bildet sich an meiner Hand, die die Aktentasche umfasst, krampfhaft, wie ein Ertrinkender den Strohhalm. Zettel fliegen nun heraus, ich merke es kaum, der Fahrtwind zerrt an ihnen und reißt sie fort von seinen Kollegen, lässt sie durch die Luft flattern für einen Moment. Dann fallen sie zu Boden, sofort treten Leute darauf, auf die Zahlen, die kostbaren Zahlen. Ich laufe weiter, versuche, noch schneller zu werden. Doch immer wieder muss ich abbremsen, die Leute versperren meinen Weg, ich kann nicht frei laufen, nicht frei reden, frei denken. Die Autos ziehen an mir vorbei, werden zu bunten Klecksen, die Türen der Geschäfte, die großen Buchstaben über den Eingängen, die pastellfarbenen Schimmer der Sommermode. Alles verschmilzt zu einem grotesken Farbenspiel, schlimmer als im Tuschkasten in der Schule. Die Ampeln kommen und gehen, manche sind rot, ich muss warten, spüre meinen Herzschlag deutlich, überdeutlich, überall in mir. Mein Herz, es schlägt. Ich bin lebendig. Der Schweiß läuft in meine Augen, ich wische ihn fort mit dem Ärmel meines Jacketts. Dort fehlt ein Knopf. Mir ist so warm, die Aktentasche rutscht hin und her unter dem Schweißfilm meiner Hand. Die Zettel fliegen über den Gehweg, auf die Straße, Autos fahren über sie hinweg. Mein Atem geht schnell, noch schneller. Ich spüre meine Lunge, dort sind kleine Stiche, sie stören mich nicht. Doch diese verdammte Tasche, die schlottert in meiner Hand, ist furchtbar unkoordiniert. Sie passt nicht zu mir, zu meinem Lauf. Ich versuche, die rechte Hand zu öffnen. Meine Finger sind verkrampft, die Muskeln angespannt. Ich versuche, sie zu bewegen, die Tasche schlägt gegen meine Beine, will meinen Lauf stoppen, mich aus dem Tritt bringen. Es ist echtes Leder. Du brauchst auch mal etwas Gutes im Büro. Der Daumen macht den Anfang, dann der Zeigefinger. Ich merke, wie es funktioniert. Meine Hand gehört wieder zu mir, sie hört auf mein Kommando. Ich lasse die Tasche los, sie fällt auf die Pflastersteine, bleibt reglos liegen, die letzten Zettel flattern bedeutungslos im Wind. Ich blicke mich nicht um, laufe weiter die grauen Straßen entlang. Ich weiß nicht, wie weit ich schon gelaufen bin, die Ampeln, die Kreuzungen nehmen kein Ende. Überall Autos, die anfahren, ungeduldig, hungrig, dann doch warten, hupen. Überall Menschen in gelben T-Shirts, karierten Hemden, blonden Haaren. Sie tragen Brillen, sie sind fett, sie haben lange Haare, kurze Haare, sie reden in ihre Handys, trinken ihren Coffee-to- go, sie schwitzen und sie alle gehen, nach links und rechts, in alle Richtungen. Der Schweiß läuft meinen Rücken herunter, das Jackett ist viel zu warm. Im Laufen ziehe ich es von meinen Armen, lasse es hinter mir auf die schiefen Steinplatten fallen, zwischen Hundeurin und orangefarbenen Mülleimern. Sofort läuft es sich leichter, die Luft erfasst mein Hemd, trocknet den Schweiß, weht durch die baumwollnen Poren und kühlt meine Haut. Wieder überquere ich eine Ampel, in meiner Seite spüre ich Stiche. Das liegt am falschen Atmen. Wenn du gleichmäßig atmest, kann so etwas nicht passieren. Ich werde langsamer, jedes Luftholen schmerzt, wische mit dem Ärmel über meine Stirn, über meine Augen. Die Sonne ist in meinem Nacken und sie ist kräftig und brennt herab auf ihre Kinder. Jetzt gehe ich nur noch, mein Atem fließt schnell und gleichmäßig, wie ein Motor. Die Stiche lassen nach. Ich bleibe stehen, stütze meine Arme auf den Knien ab und kann mich minutenlang nicht bewegen. Tropfen fallen von meiner Stirn auf den Boden. Langsam normalisiert sich mein Atem, mein Puls. Ich richte mich auf und sehe mich um. Wo bin ich hier? In dieser Gegend sind kaum Menschen auf der Straße, wenige Geschäfte sind in den Erdgeschossen der Häuser. Ich sehe keine einzige Eckkneipe. Hier stehen große Bäume an der Straße, ihr dunkelgrünes Blätterdach bricht die heißen Sonnenstrahlen und der Schatten kühlt die dampfende Haut. Ein Auto fährt auf dem Kopfsteinpflaster an mir vorbei. Es ist tatsächlich nur ein einzelnes Auto. An der kleinen Kreuzung steht keine Ampel. Tief atme ich die Luft durch die Nase. Sie riecht nach etwas. Es ist kein Feinstaub. Langsam beginne ich weiterzugehen, vorbei an den Reihenhäusern mit den niedrigen Fenstern. Eines ist geöffnet und ein Mann schaut mit gläsernem Blick auf die Straße. Zwischen seinen Fingern hält er eine Zigarette. Ich sehe ihm in die Augen. Sind sie grau? Aschgrau? Ich weiß nicht, ob er mich bemerkt. Von irgendwoher höre ich das Zwitschern der Vögeln. Die Luft ist warm, doch sie ist in Bewegung, steht nicht zwischen den Häusern und hindert die Menschen daran zu atmen. Nach einer Weile erreiche ich einen kleinen Bach. Er ist eingezäunt und fließt zwischen geraden Wänden aus Beton. Ich blicke hinein, das Wasser plätschert dünn über grünliche Steine. Hier ist der Schatten noch dichter. Er ist entspannt, bewegt sich nicht, beruhigt die warme Luft mit seinen schemenhaften Fingern. Ich überquere den Bach auf einer Brücke. Die Brücke ist schmal und nur Fußgänger können hinüber und Radfahrer, keine Autos. Auf der anderen Seite ist eine Rasenfläche, ein paar Bäume stehen darauf und eine Parkbank. Ich muss eine Straße überqueren, um dorthin zu gelangen. Wieder Kopfsteinpflaster. Ich schaue nach links, nach rechts. Kein Auto ist zu sehen. Nein wirklich, kein Auto. Auf der Bank sitzt eine Frau, ich kann ihr Alter nicht schätzen, irgendwas zwischen Madonna und Mutter Theresa. Sie hat ein weißes Kopftuch um die Haare gebunden. Neben ihr steht ein Eimer mit Blumen, die bunten Köpfe ragen hervor, dazwischen grüne Stängel. Hin und wieder zieht sie ein paar Blumen hervor und bindet sie zu einem kleinen Geflecht zusammen. Als ich sie erreiche sieht sie mich und lächelt. Ich sehe die Falten um ihre Augen. Wohl doch eher Mutter Theresa. Lebt die eigentlich noch? "Hier." Sie greift nach einem Blumengeflecht. "Die sind für Sie." Ich sehe sie an, mir ist etwas unwohl. Seit ich hier wohne ist mir immer etwas unwohl, wenn ich von Fremden angesprochen werde. "Ich, äh, mein Portemonnaie ist. Ich habe kein Geld bei mir." Sie sieht mich an und legt die Stirn in Falten. "Ich möchte kein Geld. Die sind für Sie. Hier." Ein Geschenk? Was steckt dahinter? Warum sollte sie mir einfach ihre Blumen schenken? Mir hat seit Jahren niemand mehr etwas geschenkt. Naja, außer der Aktentasche natürlich. Die Aktentasche ist aus echtem Leder. Ich zögere für einen Moment, doch dann nehme ich die Blumen aus ihrer Hand. Sie sind gelb, leuchten in der Sonne. Ich lächle. Sie lächelt. "Danke", sage ich. Die Blumen sind schön. Sie sind natürlich. Weich, zart. Sie duften. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, mag ihr nicht in die Augen sehen, will schon weitergehen. Da höre ich ihre Stimme wie die meiner Großmutter, die an meinem Bett sitzt am Abend, um mir eine Geschichte zu erzählen. "Kennst du die Geschichte von Hasi?" Ich bleibe stehen, kriege vor Erstaunen kein Wort heraus. Doch sie ahnt meine Antwort und spricht weiter. Ihre Stimme ist dunkel und warm. "Hasi ist bei uns geboren, bei uns im Haus. Sie war noch so klein und hilflos. Ich wusste, ich muss gut auf sie achtgeben. So ein Tier ist doch ganz hilflos ohne uns, nicht wahr. Ja, so habe ich gedacht." Während sie spricht, zieht sie weitere Blumen aus dem Eimer, hält ihr Gesicht in Richtung Sonne, die irgendwo hinter den grünen Ästen ruht. Ohne nachzudenken, setze ich mich neben sie auf die Bank. Es tut gut. "Hasi ist immer bei mir gewesen, ich habe sie gefüttert, gestreichelt und ich habe sie sehr geliebt. Auch Hasi hat mich sehr geliebt. So habe ich es gedacht. Doch mit der Liebe kommt auch die Angst, wissen Sie? Die Sorge. Es war doch mein Baby." Sie bindet die Blumen zusammen und legt sie zwischen uns auf die Bank. "Aber Angst ist nicht gut. Ich habe sie nie herausgelassen aus der Wohnung, ich wollte sie immer bei mir haben, damit ich auf sie achtgeben kann, damit ich aufpassen kann, dass ihr nichts geschieht. Ich hätte es nicht verkraftet, wenn ihr etwas zugestoßen wäre. So habe ich sie in der Wohnung gelassen, ihr ganzes Leben lang." Jetzt schaut sie zu mir, ihr Kopf ist groß und rund. Wie ein Heiligenschein leuchtet die Sonne dahinter. "Dann habe ich gemerkt, dass sie traurig ist. Zuerst ist sie immer mehr herumgesprungen im Haus, auf die Tische, die Stühle, ja auf die Schränke ist sie gesprungen." "Der Hase ist auf die Schränke gesprungen?", frage ich verwundert. "Hase? Nein, Hasi ist ein Katze. Wissen Sie, eine Katze. Meine Katze. Ja. Und dann ist sie mit einem Mal ganz lustlos geworden. Hat nicht mehr springen wollen, nicht mehr fressen. Und ich habe mir noch mehr Sorgen gemacht. Was sollte ich denn tun?" Wieder ein Geflecht fertig. "Und da habe ich einen alten Mann getroffen, es war ganz hier in der Nähe, hier in diesem Park. Und er sagte zu mir: 'Wenn du etwas liebst, dann musst du es freilassen. Ziehen lassen, hinaus in die Welt. Und wenn es dich auch liebt, dann wird es zu dir zurückkehren.' Das war ein schöner Spruch. Und so bin ich zu mir nach Hause gegangen und ich habe Hasi freigelassen, hinaus in die Welt. Es ist ein schöner Tag gewesen. Ein Sommertag, so wie heute. Und sie hat sich so gefreut. Gesprungen ist sie wieder, gehüpft und gelaufen, so wie sie es früher getan hat. Ja, da war ich auch glücklich. Doch dann ist sie verschwunden, ich hab sie aus den Augen verloren. Aber ich habe an den alten Mann gedacht und an das, was er gesagt hat. Und ich bin nach Hause gegangen. Ich hatte sie freigelassen, wo ich sie doch so geliebt habe." Die Stimme der alten Frau klingt jetzt heiser. Sie blickt auf ihre dicken Hände, die ein wenig zittern. Nach einer langen Zeit frage ich: "Und was ist dann passiert?" Langsam sieht sie zu mir herüber. Ich kann es nicht genau erkennen, aber ich glaube, eine Träne ist an ihrer Wange herabgelaufen. Doch sie lächelt. "Nichts. Nichts ist passiert. Ich habe lange gewartet. Eigentlich warte ich noch heute. Doch sie ist nicht zurückgekommen. Ich schätze, sie ist von einem Auto überfahren worden. Wissen Sie, in der Stadt sind so viele Autos. Und sie wusste ja gar nicht, dass sie gefährlich sind. Sie wusste nicht, dass man aufpassen muss in der Stadt." Ich schlucke, fühle mich plötzlich unwohl neben ihr. Doch sie spricht weiter: "Aber vielleicht ist sie auch herausgelaufen, fort von den ganzen Steinen und dem Schmutz, dort, wo ein Tier hingehört, ein lebendiges Wesen. Dort, wo Wiesen sind und Äcker und Wälder, ganze Wälder. Nicht nur diese paar Bäume hier." Sie greift in den Eimer, nimmt die letzten Blumen, bindet sie resolut mit ihren kräftigen Händen. Die Sonne ist jetzt über die Bäume gestiegen, scheint in mein Gesicht, wärmt es. Meine Haut entspannt sich, meine Muskeln. "Ich bin jetzt fertig", sagt sie, legt die weichen Geflechte in einen Korb und steht auf. Ihre hellblaue Schürze spannt sich über ihrer Figur. Sie streicht mit ihrer Hand über mein Gesicht. Ihre Finger sind rau, so wie die Finger meiner Großmutter. Auf ihrem Gesicht ist ein Lächeln. "Auf Wiedersehen", sagt sie, nimmt Korb und Eimer und geht. Ich sehe ihr nach, bin noch nicht ganz bei mir, bin noch verwunschen von ihrer dunklen, warmen Stimme, von den sanften Strahlen auf meiner Seele. Sie verschwindet zwischen den Bäumen, wird eins mit dem Schatten. "Danke", rufe ich ihr nach. Doch sie hört es nicht mehr. Ich stehe auf von meiner Bank, in der Hand halte ich die Blumen der fremden Frau. Langsam gehe ich weiter, immer weiter geradeaus. Ich durchquere den kleinen Park, spüre die Sonne erst in meinem Nacken, dann in den Haaren, auf meinem Kopf. Ich gehe über weiches Gras, rieche es frisch in meiner Nase. Es ist würzig, echt. Lange habe ich kein frisches Gras mehr gerochen. Ich erreiche eine Straße, sie ist klein, auch hier kein Auto unterwegs, nicht ein einziges. Es ist ruhig. Ich gehe vorbei an niedrigen Reihenhäusern, nicht mehr als zwei Etagen. In dem Vorgarten stehen kleine Fahrräder, Blumentöpfe thronen vor den Eingängen und auf den Klingelschildern steht nur ein Name. Auf einmal bin ich ganz ruhig. Ich gehe über den unebenen Fußweg, nein, ich schlendere. Tatsächlich, ganz gemütlich schlendern. Die Hände habe ich in den Taschen. Kein Mensch begegnet mir, mal eine Silhouette hinter dem Küchenfenster. Die Hausfrau wäscht ab, bereitet das Mittagessen vor, richtig mit echtem Gemüse, abwaschen und schneiden. Plötzlich sehe ich Einfamilienhäuser. Sie stehen auf der anderen Straßenseite, in weitem Abstand voneinander. Davor ein Garten, daneben ein Garten, dahinter auch. Alle haben einen Rasen, eigenes Gras, ganz legal. Ich bleibe stehen und schaue hinüber, gehe dann auf die andere Straßenseite, will ganz nahe sein. Dort stehen Blumen, wachsen aus dem Boden. Sie sind orange und gelb und weiß und blau. Ihre samtenen Köpfe wiegen sich leicht im Sommerwind. Der Schweiß auf meiner Haut ist jetzt getrocknet, ich öffne den obersten Knopf meines Hemdes, warme Luft fließt über die Haut. Ich gehe weiter, ein großer Hund liegt träge in einem Vorgarten, blickt mir hinterher. Jetzt kommt ein Auto, Motorengeräusch, ein seltsamer Klang in dieser Welt. Es fährt langsam, ich erkenne einen Fahrer, einen Mensch. Lächelt er mir zu? Eine weitere Kreuzung, doch auch hier keine Ampel. Ampeln gibt es hier nicht, auch keine Hupen. Ich schaue ruhig in alle Richtungen. Erst links, dann rechts, dann wieder links. Dann darf ich gehen. Und ich sehe ein Kind. Auch das Kind steht an der Straße. Es hat meine Augen, mein volles Haar. Es schaut hinauf zu seiner Mutter. Sie lächelt ihn hat, sie hat so ein schönes Lächeln. Und dann darf es laufen. Es ist auch Sommer, genau wie heute. Und ich sehe es laufen, manchmal springt es auch, fällt hin, fällt auf das weiche Gras. Ich höre noch sein hohes Lachen, ein Kinderlachen, unbekümmert und wirklich. Dann steht es wieder auf, da ist Schmutz an der Hose, immer vorne an den Knien. Doch seine Mutter lächelt. Schmutz tut niemandem weh. Lauf nur, mein Junge. Lauf. Ich weiß nicht, wie lange ich jetzt gegangen bin. Die Hände habe ich noch in den Taschen. Tief atme ich diese Luft in meine Lungen. Sie ist unsichtbar, doch sie ist voller Energie, voller Geschmack. Die Sonne steht nun höher am Himmel, strahlt schräg auf mich herab. Meine Ohren haben sich ganz an die Stille gewöhnt, sind hineingetaucht. Nur ab und zu Vogelgezwitscher in der Luft, von den grünen Bäumen herab. Die Häuser stehen nur noch vereinzelt. Obstbäume stehen in den Gärten oder eine Schaukel. Alles ist ruhig. Eine Frau bringt den Müll heraus. Sie sagt etwas zu mir. „Guten Tag“ Und sie meint es ernst. Und dann ist es soweit. Erst sehe ich es nur von Ferne, beachte es kaum. Doch dann wird es immer größer, steht dort an der Straße wie ein Mahnmal. Pass auf, Wanderer. Von hieran bist du auf dich allein gestellt. Betreten auf eigene Gefahr. Es ist ein Schild. BERLIN steht darauf und die Worte sind durchgestrichen mit roter Farbe. Ab hier ist es vorbei. Ab hier beginnt es. Ab hier ist eine neue Welt. Vorsichtig setze ich meine Schritte. Die Straße führt weiter geradeaus, so weit das Auge reicht. Links und rechts von ihr liegen Äcker, Mais steht dort in hohen Pflanzen, die grünen Blätter wiegen sich im Wind. Eine Weide ist eingezäunt mit Stacheldraht, Pferde laufen dahinter, grasen, recken ihre Hälse und schauen zu mir herüber. Alle Häuser sind verschwunden, alle Zeugnisse menschlicher Baukunst. Das Auge ist frei. Es schweift umher, ungebunden, sieht Gräser, Wiesen, Gräben, Sträucher. Der Horizont ist die Grenze. Darüber entfaltet sich der blaue Himmel. Große, weiße Wolken leben darin, sanftmütige Riesen. Tief atme ich ein. Ich bin wie benommen. Ein Pferd trabt mir entgegen, streckt seinen Kopf über den Draht. Ich streichle über seine Blesse, über sein weiches Haar. Ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Haut, habe seinen Duft in der Nase. Er ist intensiv und ehrlich. Ich gehe weiter auf meinem Weg. In der Ferne sehe ich ein Wäldchen. Die Bäume stehen dicht beisammen, geben sich Geborgenheit und Schutz. Die Straße ist schmal, so viel schmaler. Selten fahren Autos auf ihr. Ich spüre den warmen Wind sanft in meinen Haaren. Plötzlich bekomme ich Lust, mich auf den Boden zu legen, hinein in das frische Gras. Die Weide mit den Pferden habe ich hinter mir gelassen. Hier lasse ich mich nieder, das Rübenfeld hat noch nicht begonnen. Ich spüre die Berührungen der Grashalme an meiner nackten Haut. Die Sonne scheint hell in mein Gesicht, ich muss die Augen zusammen kneifen. Ich strecke mich aus, in alle Richtungen, die Muskeln sind entspannt, meine Gedanken, meine Seele. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Bewegung. Unwillkürlich blicke ich zur Seite, etwas Schwarzes huscht an mir vorüber, springt über meine Beine, über die schmale Straße hinweg. Auf der anderen Seite angekommen, dreht es sich noch einmal in meine Richtung. Es ist eine Katze. Sie sieht mich an, ihren Schwanz hoch erhoben. Sie schnurrt. Dann ist sie verschwunden, zwischen Maiskolben und Rübenfeld. Ich lehne mich zurück, verschränke die Arme hinter meinem Kopf. Auf meinem Gesicht ist ein Lächeln, ganz unabsichtlich. Auch ich schnurre. Über mir ist der weite Himmel, so unendlich weit. Er beschützt uns, die großen Wolken sind die Wächter. Sie schauen auf uns hinab, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Ich schließe die Augen, fühle die Sonne auf mir, in mir. Nein, sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.

Source: http://falk-osterloh.de.ki/index_htm_files/Ichsteheauf.pdf

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