R.Moser, A.Pöschl, G. Jungmayer, A.Schamesberg er
Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten7
A-7000 EISENSTADT, H auptstr.12; E-Mail: rosemarie.moser@aon.at, www.drmoser.at
Die androgenetische Alopezie der Frau
Als Ursache Ihres Haarausfal es wurde eine „androgenetische Alopezie“ festgestel t. Es handelt sich hierbei um den erblich-hormonel bedingten Haarausfal , der auch-und zwar wesentlich häufiger- bei Männern auftreten kann. Während die androgenetische Alopezie (Glatzenbildung) bei Männern überwiegend zu „ Ge-heimratsecken“, zu einer „Tonsur“ oder zu einer Glatze führt, kommt es bei Frauen zu einer Ausdünnung des Haarbestandes im Scheitelbereich bei normaler Haardichte im Schläfen- und Hinterkopfbereich. Die Ausdünnung kann unterschiedliche Schweregrade aufweisen, eine ausgedehnte Haar-lichtung im Sinne einer Vol glatze tritt selten und – wenn überhaupt- erst im höheren Alter auf. Auch bei fortgeschrittener Alopezie entsteht keine vol ständige Kahlheit, ein Haarkranz im Bereich des Stirnhaaransatzes sowie im Schläfen- und Hinterkopfbereich bleibt erhalten. Welche Ausprägung im Einzelfal eintreten wird, hängt von der hormonel en Situation und ganz besonders auch von der ererbten Veranlagung ab. Der langfristige Verlauf ist nur schwer vorhersehbar: Die androgenetische A. kann zeitweilig zum Stil stand kommen und dann wieder einen aktiven Schub durchlaufen. Häufig beginnt sie auch erst in der Zeit der Wechseljahre, wenn die vom Körper produzierten weiblichen Hormone (Östrogene) absinken, und die männlichen Hormone (Androgene), die auch bei jeder Frau in niedrigen Konzentrationen vorhanden sind, das Übergewicht gewinnen. Wie in der Bezeichnung „androgenetische Alopezie“ ausgedrückt wird, besteht ein Zusam-menspiel von Erbanlagen und Hormonwirkung männlicher Hormone. Bei fehlender erblicher Veranlagung tritt keine androgenetische A. auf. Eine verstärkte Androgenwirkung kann unterschiedliche Intensität und vielschichtige Ursa-chen haben, sodass in jedem Fal e von Ihrem Arzt eine Hormonbestimmung durchgeführt werden sol te, um eindeutig krankhafte Störungen des Hormonhaushaltes auszuschließen. Die androgenetische A. entsteht al ein durch das Zusammenwirken von erblicher Veranla-gung und männlichen Hormonen. Sie ist nicht die Folge von Infektionskrankheiten oder einer sonstigen körperlichen Grundstörung. Auch die immer wieder vermutete Verursachung durch „Stress“ trifft nicht zu. Eine schleichende „Vergiftung“, z.B. durch Umweltschadstoffe oder Chemikalien liegt ebensowenig vor, wie eine Ernährungsstörung, z.B. durch Vitamin-, Eisen- oder Eiweißmangel. Durch eine Änderung von Lebensweise und Ernährung lässt sich der Verlauf der androgenetischen A. nicht beeinflussen. Eiweißreiche Kost oder die Einnahme von Multivi-tamin-Präparaten, Eisen-Tabletten, Gelatine-Kapseln, Kieselerde, Hefe-Tabletten, usw. ist daher überflüssig.
Eine starke Fettabsonderung der Kopfhaut, schnel fettendes Haar und auch Kopfschuppen-bildung können mit einer Androg. A. zusammen auftreten, sie sind jedoch nicht die Ursache. Äußere Faktoren, wie z.B. kosmetische Pflegemaßnahmen haben keinen Einfluss auf den Verlauf der Haarerkrankung. Zu häufiges Kämmen oder Föhnen des Haares ist ebenso be-langlos wie die Häufigkeit des Haarewaschens. Haarschampoos können ganz nach Belie-ben angewendet werden. Haarsprays, Dauerwel en, Haarfärbungen haben ebenfal s keinen Einfluss auf das Haarwachstum. Dies gilt gleichermaßen für den Frisurentyp. Es ist völ ig unerheblich, ob das Haar lang oder kurz getragen wird. Auch die Häufigkeit des Haare-schneidens, die Art der Kopfbedeckung und das Tragen einer Perücke ist ohne Bedeutung für den weiteren Verlauf des Haarausfal es. Frauen mit androgenetischer A. sol ten daher keine Bedenken bei der Anwendung kosmeti-scher Mittel, wie z.B. Dauerwel en, Haarfärbung, Blondierung haben, sondern sie sol ten die Haarkosmetik ganz bewusst einsetzen, um aus den vorhandenen Haaren das Beste zu ma-chen. Bitten Sie Ihren Friseur um eine entsprechende Fachberatung! Die wirksamste Behandlung der androgenetischen A. besteht in einer sogenannten „anti-androgenen Therapie“. Es handelt sich dabei um eine Behandlung z.B mit Hormontabletten, die eine Hemmung der Wirkung männlicher Hormone an der Haarwurzel zum Ziel hat, um die Wirkung der männlichen Hormone an der Haarwurzel zu hemmen, um so das weitere Voranschreiten des Haarausfal es zu verhindern. Die Einnahme der Hormontabletten muss deshalb - gute Verträglichkeit vorausgesetzt - langfristig über Jahre erfolgen. Die Therapie wirkt nur so lange, wie auch die Tabletten eingenommen werden. Als Therapieerfolg ist zu werten, dass der Haarausfal gebremst und die weitere Ausdünnung des Haarbestandes verhindert wird. Eine deutliche Zunahme der Haardichte unter der anti-androgenen Therapie kann zwar in manchen Fäl en beobachtet werden, sie tritt aber nicht in jedem Einzelfal ein. Wird die Behandlung beendet, so nimmt der Haarausfal wieder seinen durch die erbliche Veranlagung vorbestimmten Verlauf. Für Frauen mit androgenetischer A., für die eine innerliche Hormontherapie nicht in Betracht kommt, besteht die Möglichkeit einer äußerlichen Hormontherapie mit weiblichen Ge-schlechtshormonen oder mit ähnlichen, aber kaum hormonel wirksamen Wirkstoffen, wie Estradiol in Form von Kopfhaut-Tinkturen. Die letztgenannte Therapieform, die ebenfal s langfristig durchgeführt werden muss, hat kaum Nebenwirkungen, sie ist jedoch in ihrer Wirksamkeit weniger intensiv als eine innere Hormonbehandlung. Ist die androgenetische A. weiter fortgeschritten und auch durch kosmetische Maßnahmen nicht mehr zu verdecken, wird das Tragen eines Haarteiles oder einer Perücke erforderlich. Eine besondere Methode besteht darin, das Haarteil in Form eines Netzes an den vorhan-denen Haaren zu befestigen. Dieses Haarteil ist dann fest mit den eigenen Haaren ver-knüpft, bleibt also auch nachts oder unter der Dusche auf dem Kopf. Eine entsprechende Fachberatung erhalten Sie bei Zweithaarspezialisten (Perückenhäu-sern, Haarstudios), die Ihnen auch die verschiedenen Arten des Haarersatzes an Musterstü-cken veranschaulichen können. Nach Vorlage eines ärztlichen Attestes erhalten sie eine Kostenübernahmeerklärung Ihrer zuständigen Krankenkasse, die damit einen bestimmten Grundbetrag des von Ihnen gewählten Haaransatzes übernimmt. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber.
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