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PFERDEMEDIZIN Der KOLIKPATIENT in der täglichen Praxis
Einfluss der Magen-Darm-Parasiten auf die Kolik
Auszug Vortrag Prof. Dr. Anja JOACHIM
(Institut für Parasitologie und Zoologie, Veterinärmedizinische Universität Wien)
Endoparasiten, die den Magen-Darm-Trakt und seine Anhangsorgane besiedeln, können zu Verlegungen des Lumens, fokalen oder generalisierten Entzündungen, Zerstörung der Schleimhautbarriere, Blutungen und Störungen der Peristaltik und infolgedessen zu funktionellen und morphologischen Veränderungen des Verdauungstraktes führen. Je nach Ansiedlungsort und Lebensweise der Erreger können Tiere subklinisch (ohne äußere Krankheitsanzeichen) infiziert sein, unspezifische Krankheitserscheinungen aufweisen oder schwere Verdauungsstörungen wie Koliken aufweisen. Im Folgenden werden die wichtigsten Endoparasiten, die als mögliche Kolikursache in Betracht gezogen werden sollten, vorgestellt. MAGEN
Im Magen parasitieren z.B. Magendassellarven (Gasterophilus intestinalis).
Die Infektionen manifestieren sich in Leistungsabfall, Anämie (v.a. bei Entstehung von
Magenulzera) und Mattigkeit. Bei Durchbrüchen der Magenwand kann es zu
Bauchfellentzündung (Peritonitis) und schweren Koliken kommen.
Diese Krankheitsbilder werden allerdings selten beobachtet.
DÜNNDARM
Giardiose (Giardia duodenalis) werden im Kot vor allem von Fohlen häufig nachgewiesen.
Die Parasiten vermehren sich im Dünndarm und verursachen eine Zerstörung/Desquamation
der Dünndarmschleimhaut und sekretorischen Durchfall.
Bandwurmbefall Die Erreger Anoplocephala perfoliata (ca. 3 cm lang), Anoplocephala magna (ca. 50 cm lang) u.a. heften sich an der Schleimhaut an und verursachen Ödeme, Ulzerationen und Entzündungen. A. magna parasitiert im vorderen Dünndarm und kann bei Massenbefall selten auch zu Darmrupturen/Darmriss führen. Der Befall mit wenigen Individuen bleibt klinisch meist unauffällig. A. perfoliata siedelt dagegen vorwiegend im Bereich der Ileocaecalklappe (Engstelle zwischen Dünndarm und Dickdarm) und kann trotz seiner verhältnismäßig geringen Größe diese Engstelle des Darmes auch bei geringen Befallzahlen verlegen, was zu einer Obturationsstenose/Verstopfung Peritonitis/Bauchfellentzündung führen kann. Bandwürmer sind beim Pferd häufig; der Nachweis der Eier im Kot gelingt jedoch nicht regelmäßig, so dass der Parasitenbefall am lebenden Tier nicht zuverlässig diagnostiziert werden kann. Da Bandwürmer über die Aufnahme infizierter Moosmilbe auf der Weide übertragen werden, muss bei nachweislichen Befall einzelner Tiere von einem Befall des gesamten Bestands ausgegangen werden. Die Behandlung erfolgt meist zur Aufstallung (im Herbst), wobei der Lebenszyklus damit nicht unterbunden wird. Weidehygiene (Absammeln von Kot) reduziert die Infektion der Zwischenwirte; der Zwischenwirt (Moosmilbe) selbst kann nicht erfolgreich bekämpft werden. Zwergfadenwurmbefall Die Larven des Zwergfadenwurmes (Strongyloides westeri) werden beim Pferd vorwiegend mit der Stutenmilch auf die Fohlen übertragen, seltener durch Aufnahme von Stadien aus der Umgebung oder durch perkutane Infektion. Die Übertragung erfolgt am dem 4. Tag nach der Geburt durch Reaktivierung ruhender Larven, die sich nach vorherigen Infektionen zurückgezogen hatten. Nachweisbare Infektionen kommen fast ausschließlich bei Fohlen vor, wobei die Infektionsraten in Abhängigkeit von den im Betrieb durchgeführten Bekämpfungsmaßnahmen erheblich schwanken können. Zu Beginn der Eiausscheidung können die Fohlen an schwerem Durchfall erkranken, der mitunter sogar tödliche Folgen hat. Durch die erhöhte Motilität/Beweglichkeit des Dünndarmes kann es selten auch zu Invaginationen (= ein Darmteil stülpt sich in einen anderen; wie ein umgedrehter Socken) mit akuten Kolikerscheinungen kommen. Die Bekämpfung der Strongyloidose erfolgt durch Hygiene und Entwurmung der Fohlen in den ersten Lebenstagen. Eine Entwurmung der Stute am Tag nach dem Abfohlen kann die galaktogene Übertragung (über die Milch) verhindern. Eine nachhaltige Eindämmung der Infektion in einem Bestand erfordert strategische Entwurmungsmaßnahmen. Spulwurmbefall Parascaris equorum wird durch die orale Aufnahme larvenhaltiger Eier aus der Umgebung verursacht. Die Übertragung erfolgt im Stall ebenso wie auf der Weide; durch die extreme Widerstandfähigkeit der Eier gegenüber Umwelteinflüssen ist eine völlige Beseitigung der Infektionsstadien kaum möglich. Aufgrund der Immunitätsbildung sind Infektionen beim Fohlen unter 6 Monaten weitaus häufiger als bei älteren Tieren. Die Symptome sind unspezifisch, meist stumpfes Haarkleid und schlechter Ernährungszustand. Pferdespulwürmer können schon aufgrund ihrer Größe bei hochgradigem Befall Obturationen und Invaginationen des Dünndarms verursachen; auch Perforation des Darmes mit nachfolgender Peritonitis sind beschrieben. Es kommt je nach Ausprägung zu mehr oder weniger akuten Koliken nachdem sich die Fohlen zu Beginn ihrer ersten Weideperiode angesteckt haben. Ein erhöhtes Risiko einer Darmverlegung besteht bei der Entwurmung stark befallener Tiere absterbende Parasiten bilden Knäuel daher sollte mit der halben Dosis des Wurmmittels (dann aber mehrfache Behandlung) die Abtötung der Parasiten verlangsamt werden. Eine rasche Resistenzbildung gegen Anthelminthika/Wurmmittel ist bei Parascaris equorum nicht zu erwarten, da die Generationszeit des Parasiten relativ lang ist (>100 Tage); allerdings gibt es Berichte zu verminderter Wirkung von Ivermectin auf Pferdespulwürmer. DICKDARM
Grosse Strongyliden (Strongylose): Strongylus vulgaris, Strongylus edentatus
Die 1-5 cm großen Würmer heften sich an die Dickdarmschleimhaut an und ernähren sich von
Blut. Vertreter dieser Gruppe machen eine arttypische Körperwanderung im Wirt durch. In
diesem Wanderstadium treten die ausgeprägten klinischen Erscheinungen auf. Strongylus-
Arten entwickeln sich langsam; von der Infektion bis zur Eiausscheidung vergehen 6-11
Monate, so dass nur 1-2 Generationen/Jahr entstehen können. Aus diesem Grund sind
Infektionen mit Großen Strongyliden bei regelmäßig entwurmten Pferden selten geworden;
Anthelminthika-Resistenzen sind nicht bekannt.
Die Großen Strongyliden gelten als äußerst pathogen. Vor allem bei Fohlen kann bereits eine
geringe Anzahl Larven schwere Krankheitserscheinungen hervorrufen. Durch die Wanderung
im Pferdekörper kommt es zu Entzündungen der Blutgefäße und damit zu Thrombenbildung.
Die großen Baucharterien Arteria mesenterica cranialis und die Arteria ileocolica sind
besonders häufig betroffen. Abgeschwemmte Thromben können in kleineren Blutgefäßen zu
schweren Embolien mit Infarkten der betroffenen Darmabschnitte führen. Diese
Durchblutungsstörungen führen zum Untergang des Gewebes und infolgedessen zu schweren,
akuten Koliken (thrombotisch-embolische Kolik) und Septikämien. Neben Thrombosen sollen
die Wanderlarven von S. vulgaris auch metabolisch bedingte Störungen der Darmmotilität und
der Gerinnung verursachen. Auch bei Tieren ohne akute Krankheitserscheinungen sind
parasitär bedingte Alterationen der Arterien zu finden.
S. edentatus verursacht durch seine Wanderungen Blutungen und Entzündungen im
Leberparenchym und Granulome in der Leber, der Dickdarmwand und dem Peritoneum
(Bauchfell), was zu Verklebungen mit nachfolgenden Motilitätsstörungen des Darmes und
rezidivierenden Koliken führen kann.
Akute Koliken durch hochgradige Strongylus-Infektionen mit Iappetenz und gestörtem Allgemeinbefinden sind von Fieber und laborchemischen Anzeichen einer Entzündung begleitet. Obwohl Fohlen am häufigsten betroffen sind (da sich nach der Erstinfektion mit diesen Nematoden eine Immunität ausbildet) kann das Krankheitsbild der thrombotisch-embolischen Kolik bei allen Altersklassen auftreten. Bei wiederholten Koliken aufgrund von Motilitätsstörungen (nach Alterationen der Darmwand infolge von Vernarbungen oder durch Entzündungen an der Anheftungsstelle erwachsener Würmer bei massiven Infektionen) sind betroffene Pferde oft abgemagert und struppig. Der Nachweis einer Strongylus-Infektion in der Wanderphase der Larvenentwicklung ist schwierig (noch keine Eiausscheidung!). In der Patenz scheiden infizierte Tiere Nematodeneier in größerer Zahl aus, die sich leicht nachweisen lassen. Die Bekämpfung von Großen Strongyliden erfolgt mit Makrozyklischen Laktonen (z.B. Equest®, Equest pramox®), die eine ausreichende Wirksamkeit gegen die Wanderstadien besitzen. Kleine Strongyliden (Cathostominose): Cyathostomum, Cylicocyclus u.a. Eine Infektion mit diesem Nematoden erfolgt, wie auch bei Großen Strongyliden, durch die orale Aufnahme von Larven, die sich auf der Vegetation befinden (! Weideinfektion !). Sie machen während ihrer Entwicklung im Pferd keine Körperwanderung, sondern eine histotrope Phase in der Dickdarmwand durch, wodurch die Entwicklungsdauer nur etwa 6-14 Wochen beträgt. Die Kleinen Strongyliden sind 0,5 bis maximal 2 cm groß. Eine Population von Kleinen Strongyliden setzt sich zusammen aus: auf der Weide befindlichen Eiern und Larven sich entwickelnden Larven in der Darmwand entwicklungsgehemmten Larven in der Darmwand Larven und erwachsene Stadien im Lumen des Dickdarms Die Entwicklungshemmung (Hypobiose) tritt in Mitteleuropa ganzjährig auf und führt bei den Kleinen Strongyliden zu einer variablen Wurmbelastung (der Großteil davon in der Wand des Dickdarms), die sich diagnostisch nicht erfassen lässt. Die Entwicklungsstadien im Darmlumen ernähren sich von Gewebsbestandteilen; sie verursachen meist oberflächliche Schleimhautschäden und führen nur bei hochgradigem Befall zu klinischen Erscheinungen einer chronischen Cyathostominose (Abmagerung, struppiges Haarkleid, Diarrhö; auch bei älteren Pferden). Die Hauptschadwirkung entsteht durch die Gewebenekrosen und Blutungen beim Eindringen der Larven in die Schleimhaut, durch die Ausbildung der Wurm-Granulome in der Darmwand und wenn die herangewachsenen Larven die Granulome verlassen und in das Darmlumen zurückkehren. Dadurch entstehen kraterartige Läsionen und Entzündungen über die gesamte Schleimhaut, durch die Endotoxine aus den Darmbakterien in den Körper gelangen können. Der Effekt ist im Zusammenhang mit einer Entwurmung besonders ausgeprägt, da die Elimination der erwachsenen Würmer zu einer Reaktivierung der hypobiotischen Schleimhautstadien mit nachfolgender synchroner Auswanderung innerhalb von zwei Wochen nach der Behandlung führt, wodurch ausgedehnte Schleimhauterosionen entstehen können. Bei dieser Form, der larvalen Cyathostominose, verlieren die Tiere schnell an Gewicht und zeigen Ödeme an Bauch und Beinen, gefolgt von akut einsetzendem Durchfall mit mehr oder weniger ausgeprägten Kolikerscheinungen. Der Verlauf ist akut und endet häufig tödlich. Eine Häufung dieser Erkrankung findet sich in unseren Breiten in den Wintermonaten; die Diagnose am lebenden Pferd ist nur bei gleichzeitigem Vorhandensein eierlegender Adultwürmer möglich (vgl. Große Strongyliden). Am toten Pferd sind bei der Sektion die Larven in der Darmwand nachweisbar. Bei den Kleinen Strongyliden stellen Resistenzen gegen Wurmmittel aller Klassen ein
weltweites Problem dar.

Source: http://www.pferdepraxis-reisinger.at/Frames/Seiten/Aktuelles/Kolik/Koliken-2.pdf

edlesboroughdentist.co.uk

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